Lockheed-Martin C-130J “Super Hercules”-Geschichte

Lockheed-Martin C-130J "Super Hercules" der USAFE, RS in Ramstein (ETAR) Deutschland
Lockheed-Martin C-130J “Super Hercules” der USAFE, RS in Ramstein (ETAR) Deutschland
  • Entwicklung & Prototypen

 

Die Lockheed C-130 Hercules ist eines der vielseitigsten und am weitesten verbreiteten militärischen Transportflugzeuge. Mit ihren diversen Weiterentwicklungen ist sie ausserdem eines der am längsten gebauten Flugzeuge der Welt. Die Entwicklung der C-130 begann im Februar des Jahres 1951 mit einer Ausschreibung der US Air Force für ein neues mittelschweres Transportflugzeug. Das Flugzeug sollte in der Lage sein, entweder 11,5 Tonnen Last, 92 Infanteristen oder 64 vollausgerüstete Fallschirmjäger zu transportieren und unbefestigte Pisten benutzen können.

 

1954                       Erstflug YC-130

1996                       Erstflug C-130J

2003                       Auslieferung HC-130J USCG

2011                       Auslieferung HC-130j USAF

2017                      Produktionsbeginn LM-100J

 

Insgesamt wurden bis heute 2017 insgesamt 330 C-130J in allen Varianten produziert oder bestellt worden.

 

  • Einführung bei der USCG

Im Oktober 2012 bestellte die amerikanische Küstenwache, die United Staates Coast Guard (USCG), als Ersatz für ihre in die Jahre gekommenen HC-130H neue Suchflugzeuge auf der Basis der C-130J. Hierfür waren für drei Maschinen ein Preis von USD 218 Millionen bezahlt worden. Von den bestehenden HC-130H hat die USCG seither 16 Stück ebenfalls mit einem FLIR-Turm nachgerüstet. Im Vertrag waren auch die Lieferung der missionsspezifischen Software für Such und Rettungsmissionen (Search- and Rescue, kurz SAR) inbegriffen. Die Lieferung soll ab 2015 erfolgen. Der Vorteil der J-Version liegt in der zusätzlichen Leistung der Turbinen und der erhöhten Verweildauer dank niedrigerem Treibstoffverbrauch sowie vor allem der Reduktion der Cockpit Besatzung von fünf auf zwei.

 

  • Verwendung

Die HC-130J dient der Küstenwache als Überwachungs-, Such- und Rettungsflugzeug für Langstrecken. Mit einer Verweildauer von 21 Stunden kann sie drei Mal so lange wie ein Hubschrauber nach Schiffbrüchigen suchen kann. Bei Such- und Rettungsflügen können über die Rampe auch mitgeführte Hilfspakete, Rettungsinseln, Schlauchboote, Lenzpumpen und Dispergatoren zur Auflösung von Ölleckagen mit Fallschirmen abgeworfen werden. Sie werden auch für Antidrogen-Einsätze im Ostpazifik und für Langstrecken Such- und Rettungseinsätze über dem Atlantik oder Küstensicherungseinsätze als Teil der internationalen Eispatrouille in Neufundland in Kanada genutzt.

 

  1. J-Varianten

                                                                                                                                                                                                                                     

  • C-130J „Super Hercules“ (L-382)

Der intern auch als L-3** bezeichnete Standardfrachter dient als Ersatz der mittlerweile veralteten und abgeflogenen C-130E/H. Als Frachter kann er rund 20 Tonnen laden. Dies sind 64 Fallschirmspringer, 6 Paletten, 74 Tragbaren in Dreierschichten übereinander, 3 HMVVE-Geländefahrzeuge oder einen M113-Schützenpanzer transportieren. Das digitalisierte Frachtbewältigssystem basiert nun auf einem Touch-Screen-Computer direkt am vorderen Eingang gelegen. Üblicherweise ist der Frachtboden eben, zum Transport von Frachtcontainern und Plattformen sowie dessen Abwurf bei hohen Geschwindigkeiten oder im Tiefflug können Rollen, welche im Frachtboden unter Platten verdeckt sind umgedreht werden. Diese kostet rund USD 48 Millionen.

Lockheed KC-130J “Super Hercules” des USMC mit zwei F/A-18C
C-130J_Herkules_MM62195
Lockheed C-130J “Super Hercules” der AMI, MM62195 in Pisa, Italien

 

  • Model AC-130J „Ghostrider“ (L-382)

Diese Luftartillerievariante als Ersatz der AC-130W wird als sog. Kanonenboot verwendet. Hierfür ist der Kampfzonentransporter mit dem Precision Strike Package (PSP) ausgerüstet. Die beinhaltet eine 30mm GAU-23/A Maschinenkanone (MK), eine 105mm-Haubitze M102 und SOPGM (Standoff Precision Guided Munitions)-Lenkflugkörpern.

 

  • Model EC-130J „Commando Solo“

Die EC-130J soll Informationskampagnen, Zivile Übertragungen von Radio (AM/FM), Hochfrequenzsignalen (HF) und Fernsehen sowie militärischen Kanälen aus der Luft sicherstellen. Die Spezialeinsatzkräfte brauchen die Maschinen auch für den Abwurf von Propaganda-Flugblättern. Eine derart ausgerüstet Maschine kostet USD 110 Millionen. Zur Besatzung zählen der Pilot, Copilot, Flugsystemoffizier, Missionssystemoffizier, zwei Lademeister und vier Elektronikübertragungs-Operateure.

 

  • Model HC-130J “Super Hercules “ (USCG)

Die United Staates Coast Guard (USCG) fliegt die C-130 Hercules seit 1959. Dies waren zuvor die Varianten HC-130B und HC-130H. Der Erstflug der HC-130J der USCG fand 2003 statt. Die HC-130J basiert auf der HC-130H in Kombination mit dem Rumpf der KC-130J. In der Bugspitze befindet sich ein Mehrzweckradar und darunter ein kreiselstabilisierter Sensor-Drehturm mit Infrarotbild (Forward Looking Infrared; FLIR)- und Tageslicht-Digitalfilmkamera. Oberhalb der Nase, vor dem Cockpit, ist eine Verkleidung für den Einbau eines verbesserten Sichtsystems (unklar ober Ersatz HUD oder FLIR-Turm) vorbereitet. Die USCG verzichtet auf die Selbstschutz-ausrüstung von Radar- und Raketenanflugs-Warnsensoren, die Luftbetankungs-vorrichtung und die Leuchtbänder am Rumpf. Ob die Täuschkörperwerfer installiert sind, ist dem Autor nicht bekannt. Die maximale Flugzeit beträgt 21 Stunden und umfasst 8334 km. Hierfür ist im Cockpit eine Zweimann-Konsole für zwei Systemoperateure installiert. Hinzu kommen andere Kommunikations- und Überwachungssensoren unbekannter Art. Für Passagierflüge können 92 Passagiere auf den Rumpfboden sitzen, üblich sind jedoch 44. Auf Bändersitzen können 14 Passagiere längssitzend Platz nehmen. Bei Bedarf werden auch 15 Sitze als Sitzreihen wie in Passagierflugzeugen montiert. Der USCG wurde die erste Maschine 2008 auf der Air Station Elizabeth City übergeben. Dort sind zur Zeit alle Super Hercules stationiert um die Ostküste damit abzudecken. Die gelieferten Maschinen hatten in der Anfangsphase keine Missionsavionik und Sensoren, weshalb sie blos für Transportaufgaben genutzt wurden. Es sind drei weitere HC-130J bestellt. Bis 2027 sollen alle 24 alten HC-130H mit insgesamt rund 30 neugebauten HC-130J ersetzt werden.

Seriennummern:
2001 c/n 5524, 2002 c/n 5533, 2003 c/n 5534, 2004 c/n 5535, 2005 c/n 5541, 2006 c/n 5542 

  • Model HC-130J “Combat King II” (L-382)

Der Erstflug der HC-130J der USAF fand am 29. Juli 2010 bei Lockheed Martin in Marietta (Georgia) statt. Die HC-130J basiert auf der HC-130H „Combat King“ in Kombination mit dem Rumpf der KC-130J. Im Bug befindet sich ein Mehrzweckradar und darunter ein kreiselstabilisierter Sensor-Drehturm mit Infrarotbild-(Forward Looking Infrared; FLIR) und Tageslicht-Digitalfilmkamera des Typs Raytheon AN/AAS-52. Zusätzlich zu den beiden Standart-Zusatztanks sind an zwei zusätzlichen Unterflügelstationen Korb-Luftbetankungsbehälter Sargant-Fletcher zur Luftbetankung von Hubschraubern mitführbar. Die Combat King selber kann dank Universal Aerial Refueling Receptacle Slipway Installation (UARRSI, einer Betankungsöffnung oberhalb des Cockpits) selber mittels Tankausleger luftbetankt werden. Dabei sind Übertragungsraten von 3800 Litern/Minute möglich, wodurch der Betankungsvorgang rund 8 Minuten dauert. Damit verlängert sich die maximale Flugzeit auf 21 Stunden. Bei solchen Such- und Rettungsflügen können über die Rampe auch mitgeführte Geländewagen oder Schlauchboote mit Fallschirmen abgeworfen werden. Der USAF wurde die erste Maschine am 24. September 2011 auf der Davis-Monthan Air Force Base übergeben.

  • KC-130J „Harvest Hawk“

Auf der Basis der KC-130T wurde eine neue Tankervariante geschaffen. Diese nutzt den Rumpf der C-130J und die Unterflügelstationen Korb-Luftbetankungsbehälter Sargant-Fletcher aus der KC-130T. Zusätzlich können Hellfire-Waffensets anstelle der Betankungsbehälter genutzt. Das Programm ist anstelle von neuen Kanonenschiffen gedacht und in vier Phasen für Aufrüstungen gedacht. In der ersten Phase ist ein AN/AAQ-30-TSS-Aufklärungssystem in einem Zusatztank anbaubar. Der Turm stammt aus der AH-1Z Viper. In den Phasen zwei bis vier noch AGM-114, M44 Bushmaster II MK, GBU-44 Viper Strike und AGM-175 Griffin. Die Umrüst-Kits werden in sehr kleinen Stückzahlen beschafft. Als Tanker kann er intern 37’700 Liter (9955 U.S. Gallonen) Treibstoff und im Frachtraum in einem Zusatztank noch weitere 13’600 Liter (3600 U.S. Gallonen) Treibstoff mitführen. Maximal sind dies rund 51’000 Liter Treibstoff, wovon sie 11’900 Liter (9525 kg Kerosin) an andere Flugzeuge abgeben kann. Bei der Korbbetankung können zeitgleich zwei Empfänger so rund 1100 Liter pro Minute empfangen. Bei der Betankung von Hubschraubern wird die Drehzahl der Turbinen um 25% gesenkt um den Verwirbelungen durch die Treibwerksabgase und jene des Propellers zu reduzieren. Das System kann auch auf vorgeschobenen Basen am Boden zur Betankung bei laufenden Turbinen genutzt werden.

Lockheed KC-130J "Super Hercules" des USMC des VMGR-252, BH 5809
Lockheed KC-130J “Super Hercules” des USMC des VMGR-252, BH 5809

 

  • MC-130J „Command II“ (L-382)

Diese Tankervariante soll Luftfahrzeuge der Spezialeinsatzkräfte in der Luft betanken und auch fähig sein, Transportaufgaben und Nachschub mittels Fallschirmen zu Spezailkräften verbringen. Zu den Aufgaben zählen heimliche Einflüge in Feindesland, Luftbetankungen von Hubschraubern im Tiefflug, Exfiltration von Spezialkräften und Versorgungsflüge mit Luftfrachtabwürfen. Das Modell basiert auf der MC-130P. Sie kombiniert den Rumpf der KC-130J Block 6.5 mit den Systemen der MC-130P. Die Command II sollte emissionsärmer, am liebsten tarnkappenbeschichtet und gegen FlaRak besser geschützt sein. Sie sollen die MC-130E/P mit 37 Stück ersetzen. Als Neuerung kommt ein für eine höhere Lebensdauer ausgelegter Flügelkasten für Tiefflüge, ein verbessertes Frachthanhabungssystem. Dank dem Universal Aerial Refueling Receptacle Slipway Installation (UARRSI) Luft-Betankungsstutzen für einen Tankausleger über halb dem Cockpit, kann die MC-130J von KC-135, KC-10 oder der KC-46 betankt werden. Weiter ist er mit folgenden Systemen ausgerüstet: stärkere Elektrogeneratoren, eine besserer kreiselstabilisierter Sensor-Drehturm mit Wärmebild- und Tageslicht-Digitalfilmkamera, eine Bedienungsstation für den Kampfsystemoperatoren im Cockpit, Verkabelung und Vorkehrungen zum Einbau eines LAIRCM-Störsystems und Zusatzpanzerung. Der Bau der ersten Maschine begann am 05.10.2009 auf der C-130J-Produktionsline. Der Bau mit Spezialausrüstung direkt auf der Fertigungsstrasse ist leichter als ein späterer Umbau zu einem Spezialmissionsflugzeug. Die Variante wurde zuerst „Combat Shadow II“ genannt, doch später offiziell als „Commando II“ in Dienst gestellt. Die Besatzung konnte von acht auf fünf reduziert werden. Die Besatzung besteht aus Pilot, Copilot, Waffensystemoffzier und den beiden Lademeistern. Der Waffensystemoffzier hat im Cockpit eine Combat Systems Operator (CSO), eine Konsole, um das FLIR-Bild zu sehen und die Selbstverteidigungssysteme wie Täuschkörperwerfer und DIRCM zu bedienen. Die Piloten verfügen über eine bewegliche Karte auf den MFD sowie doppelte GPS-Navigationsgeräte gekoppelt mit einem Inerten Naviagationssystem. Im Vergleich zum C-130J-Transporter ist die Flügelwurzel extra verstärkt worden für die strapaziösen Tiefflüge. In den Treibwerkverschalungen wurden zusätzlich 90kva-Generatoren verbaut. Im Bug befindet sich ein Mehrzweckradar und darunter ein kreiselstabilisierter Sensor-Drehturm mit Infrarotbild-(Forward Looking Infrared; FLIR) und Tageslicht-Digitalfilmkamera des Typs Raytheon AN/AAS-52. Für die Kommunikation werden zwei digitalisierte Satellitenfunkgeräte mit zusätzlichen Antennen zur Übertragung von Sprach- und Datennachrichten verwendet. An Heck und Rumpf sind Radar- und Raketenanflugswarnsensoren installiert. Die Heckklappe wurde mit stärkeren Hydrauliksystemen und Windbarrieren versehen, damit die Rampe auch noch bei 463 km/h 250 kt) noch geöffnet werden kann. Zusätzlich zu den beiden Standart-Zusatztanks sind an zwei zusätzlichen Unterflügelstationen Korb-Luftbetankungsbehälter Sargant-Fletcher zur Luftbetankung von Hubschraubern mitführbar. Gelandet kann sie auf einem Forward Operating Base (FOB) bodengestützt mittels Schläcuhen Flugzeuge und Hubschrauber betanken. Die Combat King selber kann dank Universal Serial Refueling Receptacle Slipway Installation (UARRSI, einer Betankungsöffnung oberhalb des Cockpits) selber mittels Tankausleger luftbetankt werden. Damit verlängert sich die maximale Flugzeit auf 21 Stunden. Bei solchen Flügen können über die Rampe auch mitgeführte Geländewagen oder Schlauchboote mit Fallschirmen abgeworfen werden. Zur Selbstverteidigung wurden im Bug pro Seit je ein zusätzlicher Täuschkörperwerfer installiert. Zur Kommunikation mit dem Lademeister ist ein viertes Intercom-Funkgerät installiert. Zur Versorgung von Spezialeinheiten am Boden sind 60Hz-Steckdosen neben den Täuschkörperwerfern frontal installiert. Darüber im Avionikraum ist ein 28 Volt Strom-Fernbedienungsterminal (RTU) installiert. Die Hydraulik wird im Überlastfall entkoppelt um Unfälle zu vermeiden. Zur Minimierung der Sichtbarkeit wurde die Verkabelung eines weniger sichtbaren Kollisionswarnlichter (Beacon) im Seitenleitwerk eingerichtet. Im Rumpf ist ein zusätzliches Regal mit lebenserhaltenden Geräten wie AED im Vorderrumpf platziert. Zum Einbau von modernen DIRCM ist alles vorverkabelt beidseits der Rampe und im Heckausleger. Der Lademeister und ein zusätzlicher Überwachen können an den Hecktüren auf an en Türen angebauten Sitzen bequem die Umgebung beobachten. Die erste Maschine wurde am 22.04.2011 ausgeliefert und war 2012 vorläufig einsatzfähig.

MC-130J_Beladung

  • Model WC-130J „Weatherbird“ 

Diese Wetteraufklärervariante auf Basis der C-130J verwendet Zusatzpaletten für die Wetteraufklärung bzw. als Huricanjäger. Die Umrüstung als Standarttransporter kann in Stunden erfolgen.

  • LM-100J
    Diese zivile Variante ist erstmals seit 2017 in Produktion und bietet jene Verbesserungen der C-130J auch für zivile Betreiber, wobei jedoch auf militärische Ausrüstung wie taktische Funkgeräte, Selbstschutzsysteme mit Täuschkörpern etc. verzichtet wird. Deswegen senkt sich der Preis von USD 100 Millionen auf rund USD 60 Millionen für eine zivile LM-100J.